Montag, 12. September 2011

Ernüchterung kam schnell

Diesen Text habe ich ca. 5 Tage nach meiner  Ankunft hier geschrieben(ca. 16.8.11) :
Also nur ganz kurz vorneweg, ich habe Dank sei Gott ein Besuchervisum ganz knapp vor der Ausreise bekommen können, kann mit diesem aber wohl nur 2 bis maximal 6 Monate hier bleiben. Die Reise verlief soweit sehr gesegnet. Selbst auf dem London Airport durfte ich meinen Anschlussflug nach Hong Kong gerade noch so rennend bekommen. Denn wir kamen erst verspätet an und somit hörte ich schon den letzten Aufruf zu meinem Flug als ich noch nicht einmal in der Sicherheitskontrolle war! ;o)
Zuerst durfte ich 2 Tage in einem sehr noblen Hotel der Steyler Missionare (die hier lateinisch einfach mit SVD abgekürzt werden) wohnen. Dann kam ich vor 2 Tagen zu meinem eigentlichen Standort. Eine Wohnung von Harmony Home. Nur ca. 15 min mit dem Fahrrad von meinem Arbeitsplatz entfernt. Ich bekam übrigens auch schon vorher meinen chinesischen Namen: Shen si ting, wobei Shen mein Nachname darstellen und sich irgendwie auf Sebastian Simros beziehen soll. ^-^
Leider kam meine generelle Ernüchterung schon sehr schnell. Mein halbjähriger Sprachkurs, das Sprachtandem, sowie das (gefühlt) ständige Ohrstöpsel-Chinesischlernen haben anscheinend fast gar nichts gebracht. Denn Kommunikation ist im Prinziep hier fast nicht möglich. Nur wenige Menschen können Englisch.
Zur Zeit arbeite ich mit knapp 20 Kleinkindern (ca. 0-3 Jahre alt) die teils AIDS haben, oder familiär davon betroffen sind. Viele haben durch diese Krankheit z.B. ihre Eltern verloren, oder diese sitzen im Gefängnis oder sind drogenabhängig oder psychisch krank. Ich habe noch nie zuvor mit so vielen und derart lauten Kindern gearbeitet. Das geht unglaublich an die Nerven, gerade weil man hier auf Arbeit keine Pause macht. Man arbeitet seine 9-10 Stunden einfach durch. Beziehungsweise viele der Tanten leben in dem Harmony Home und sind damit rund um die Uhr im Dienst. Die Sichtweise hier ist so, dass man sich ganz mit dem Projekt und der Arbeit identifizieren muss.
Naja, daran muss ich mich noch gewöhnen. Genauso wie an die ungelogen Daumengroßen Kakalaken in Küche und Waschmaschiene. Ich weiß nicht, was von beiden länger dauern wird. ;) Aber jede Anfangszeit ist schwierig und das war ja bis jetzt schon immer so. Ich staune nur, dass ich doch tatsächlich ganz schön lange überlegen muss, warum ich mir bei gefühlten 38° und tatsächlichen 80-90% Luftfeuchte das alles hier antue. Haha, aber das ist halt erst er Anfang! Es wird schon noch besser werden! :)
Ganz liebe Grüße, euer MazBasti